Herzensergießungen

"Hier beginnt eine ewiger Hunger, der niemals gesättigt wird: Er besteht in einem innerlichen Gieren und Trachten der liebenden Kraft und des irdischen Geistes nach einem überirdischen Gute. Und diese Begierde des Geistes nach einem Genuß, zu dem der Geist von Gott eingeladen und angeeifert wird, die will sich mit aller Macht erfüllen. Seht, hier beginnt ein ewiges Gieren und dauerndes Sehnen und eine ewige Erfolglosigkeit."

(Ruysbroek)

Zurückkommen an meinen alten Holztisch setze ich mich, die Vitrine vor Augen, die Bücher zur Rechten, dies alles hat mir zu jeder Zeit ganz gehört, wie ich wohl selten dankbar dafür war; jetzt bin ich's. Links steht das Bett und gehört nicht dazu.
Ich selbst allerdings bin Teil des Inventars. Ein blonder Engel sitzt am Tisch und spürt nichts mehr. Eine Holzpuppe auf dem Stuhl - und sie bewegt sich doch! Schwebt auf die Besteckschublade zu (- Messer, Gabel, Schere, Licht - ) und entnimmt ihr ein Messer. Oder hatte das Messer schon auf dem Tisch gelegen? Irrelevant. Schlaue Wörter im Kopf und ein Instrument in der Hand, was braucht sie denn noch, was hat irgendjemand je noch gebraucht, man braucht die Welt nicht, man braucht niemanden, es gibt die Jahreszeiten und die Wissenschaften und die Brücke, über die man jeden Morgen fährt und jetzt auch jeden Abend, es gibt Institute und Bibliotheken und Frauen und Frauen und Männer und Frauen, was um Himmels willen haben mit einem zu tun, was in aller Welt hat man mit ihnen zu tun (meine Herrn, mit sechzehn Jahren / kam ich auf den Liebesmarkt) - der Vorhang zu diesem Drama ist wohl gefallen, love's labour's lost und was von mir übrig ist, sitzt an meinem alten Holztisch und haut sich ein Messer in die Hand