Der Bericht über die Porno-Tacks

Also: alles, was man zu sehen bekam, war wie eine Art Wiederbeatmung der Achtziger, teilweise auch mit denselben Leuten aus den Achtzigern, nur dass die eben inzwischen auch ein bisschen gemütlicher aussehen.
Unter anderem ging es um S/M, mit einem Exmusiker von Yello, der Platten extra für Dominastudios macht oder für Bondage-Performances, der auch selbst voll auf S/M abfährt; dazu sah man Bilder einer Performance, bei der eine dünne junge Frau von einem ausdruckslos dreinschauenden Endvierziger im Aikido-Röckchen mit Seilen verschnürt und an ihnen aufgehängt wurde. Aha.
Dann gab es einen Bericht über einen Pornopartyclub in New York, den ein älteres Paar, das noch so viele Pornofilme zuhause hat, die es nicht los wird, wieder gegründet hat. In dem Club tritt dann u. a. eine Frauenkapelle ("Erocktika") auf, die nackt musiziert (unter zusätzlichem Einsatz von Sprühsahne und Federboas). Die Porno-CDs werden auf dem Höhepunkt der Party einfach in die Menge geworfen. Ist das geil.
Zwischendrin erzählte eine bezopfte Pornodarstellerin aus der "Undergroundszene der 80er", dass es früher viel entspannter war als heute.
Dann gab es einen Berliner Studenten, der seine Abschlussarbeit über Pornofilmdrehs schreibt und zu diesem Behufe schwule und heterosexuelle Pornodrehs auf Mallorca (oder wars Ibiza? Ich habs vergessen) besucht hat. Herausgefunden hat er, dass bei den schwulen Drehs die Leute ein höheres Bildungsniveau haben und dort flachere Hierarchien herrschen, während bei den Heteros ungebildete Männer mit Goldkettchen den Rest der Bagage übel herumscheuchen. Originalbilder vom Tatort: Die schwule Filmgruppe diskutiert darüber, dass der Darsteller nicht genug Standfestigkeit bewiesen hat.
Ehrlich gesagt, in den Achtzigern hat man doch Aufregenderes gesehen. Ewig unvergessen ist mir persönlich z. B. der Film von Annie Sprinkle über einen Frau-zu-Mann-Transsexuellen, der seine ersten sexuellen Erfahrungen mit seinem neu aufgebauten Penis zeigt. Das war noch ein Hammer... !

Das Glanzlicht und der eigentlich Grund zum Anschauen der Sendung war natürlich Charlotte. Sie berichtete aus dem Museum, das sie als ihr Wohnzimmer ausgab, und erklärte der geneigten Zuschauerin/ dem geneigten Zuschauer die dort hängenden Bilder (Otto Dix, Max Beckmann und andere). Dann hat sie noch vorgemacht, wie man mit sich selbst S/M betreiben kann und am Ende gestanden, dass sie einen schlimmen Fetisch in Bezug auf Lederbänke pflegt. Beweis: Charlotte räkelt und wälzt sich auf der abgenutzten Lederbank vor einem Riesen(gemälde)schinken. Und das gabs in den Achtzigern nicht: eine witzige, coole, völlig ungehemmte Charlotte, die einem die Welt erklärt. Danke.
thoughtso - 8. Mär, 15:08

Meiner Meinung nach sollte es bedeutend mehr solcher "Reportagen" geben, so dass mal endlich mit den Vorurteilen gegenüber SM und Pornographie aufgeräumt wird. Die wenigsten Menschen wissen doch, was genau BDSM bedeutet, ziehen aber wohl darüber her ohne Ende.

Sorry, ist ein Thema, bei dem ich mich immer aufregen könnte....

Ich wünsche dir noch einen schönen Restmittwoch. ;-)

honigsaum - 8. Mär, 15:24

http://www.bdsm-howto.de/

Gut gemachte Reportagen zm Thema Sexualität (in ihrer ganzen Bandbreite) kann es meiner Meinung nach auch nicht genug geben. Die meisten sind nur leider entweder läpsch oder ärgerlich und geben keinerlei Aufschluss über irgendwas. Ich habe allerdings ein ganz gutes Buch über S/M gelesen, eine ausführliche soziologische Untersuchung (blöderweise finde ich es gerade nicht mehr), das ich sehr informativ fand.
orgyen - 8. Mär, 23:00

Ich habe auf Arte mal eine Doku über die Autorin der Geschichte der O, Pauline Reagé, gesehen. Das war ein interessanter Ausflug ins intellektuelle Paris der Fünfziger
des letzten Jahrhunderts und sehr aufschlussreich. Ich hab das Meiste aber schon wieder vergessen. Ich glaube, im Prinzip war es auch eine Art soziologischer Untersuchung.
honigsaum - 9. Mär, 14:05

Die Geschichte der O habe ich gelesen. Mir persönlich ist diese ganze Sache mit Dominanz und Unterwerfung nicht geheuer (und Wehtun schon gar nicht).

Trackback URL:
https://honigsaum.twoday.net/stories/1670006/modTrackback

Status

Online seit 7060 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Jan, 17:52

Zufallsbild

hundmenschteamleine

In den Ohren

Ruthie Foster
Let it burn

Aktuelle Beiträge

Neuer Blog
https://sternundstaub.blog spot.com/ Wie schön war...
honigsaum - 29. Jan, 17:52
Über den Zaun
Ich komme mir ein bisschen so vor wie jemand, der nachts...
honigsaum - 4. Jul, 23:52
Serienherbst
Also, zur Zeit sinds Startrek Discovery (immer nur...
honigsaum - 9. Okt, 14:08
Epauletten-Flughund
Ein äußerst sprechender Name. Sieht jemandem ähnlich,...
honigsaum - 28. Aug, 13:06
Chefkoch
Ich habe mein erstes Rezept auf Chefkoch veröffentlicht....
honigsaum - 27. Aug, 23:16

Blogroll

Suche

 

Credits


alltag
geschichten
hollywood
im grunde
lieblings
lyrisches
morgenradio
saisonal
stimmungen
unter wasser
wortherkunft
zeichen der zeit
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren