lyrisches
Ein Gras ein Wind ein Spiegelbild
ein schöner Schein
ein leichter Hauch
ein Zauberstrauch
ein windzerzaustes Vogelkind
Ein Gras ein Wind ein Honigbaum
ein grünes Blatt
ein zarter Trieb
ein Herzensdieb
ein blütenreiner Frühlingstraum
honigsaum - 25. Mär, 16:20
Was wir getan haben
in den alten tagen
als alles anfing
als du meinen rosa schal dir ausgeliehen hast
den ich nie wieder so zurück bekam
da habe ich schon gelernt
dass die die wohlwollend und freundlich tun
um ihre macht zu halten
dich niedertreten
wenn du sie fragst
wir wurden ausgestellt
und totgelobt
und reduziert
auf ein zwei Zeilen
es wurde dialog gefordert
und mit beibringen von scham verhindert
und doch war es schön
wir lernten uns kennen
da hat es angefangen
und für dich nicht mehr aufgehört
(für n.h.)
honigsaum - 20. Nov, 15:07
Ein Kugellager
in der Brust
ein rasselndes Geklapper -
Ein müdes Aug
vergangne Lust
nichtssagendes Geplapper.
Den Kopf so voll
und doch so leer
durchtoben die Gedanken,
die Hände zittern
nun immer mehr
dass Kanne und Tasse wanken.
Für vieles zu klein
für manches zu groß
erscheint im Ganzen das Leben.
Die Blätter fallen
aus dem Schoß,
die Haut liegt
wie ein Fischlein bloß
ganz blass feuchtkühl und eben.
honigsaum - 1. Feb, 18:03
der nachmittag am teich und
die libelle blaue jungfrau
die sonne durch das blätterdach
auf entengrütze, schilf und schlamm
jagen, rennen und graben, durchs
wasser waten und trinken, im
schlamm versinken und wühlen
und bellen und strampeln
im hohen gras auf dem rücken
liegen die beine in die luft
gestreckt und seufzend
zur seite fallen und schlafen
honigsaum - 21. Nov, 12:42
Ich weiß wie Himmel bersten, wie Blitze niederhämmern.
Ich kenn den Sog der Strudel und den Strom der Nacht.
Wie aufgescheuchtes Taubenvolk seh ich den Morgen
dämmern.
Und manchmal sieht mein Auge auch, was Menschen nur
gedacht.
Gleich einer Insel wogt auf meinem Deck das Zanken
Streitender Silbervögel um den weißen Kot.
Doch ich treib weiter. Durch die morschen Planken
Scheint Himmel auf Ertrunkne bleich und tot.
Sternarchipele seh ich dort in weiter Ferne ragen.
Ich, ein verlornes Schiff, zur Wanderschaft nicht mehr bereit.
Ich fühl, ihr Wellen, eingehüllt in euer Schlagen,
Wie wassertrunken mein Gerippe, wies an der Zeit.
(A. Rimbaud)
honigsaum - 21. Sep, 12:32
Donnerstag, null Uhr
Multiorganversagen
davor eine halbe Stunde schwerer Atem
Blässe
der Anruf
kommt immer zu früh
honigsaum - 6. Jun, 11:10
Rainer Werner Fassbinder war als Jugendlicher in seine Schulfreundin (!) verliebt, die er sogar heiraten wollte:"Man liebt nur einmal so / In Wind und Meer und allen Elementen / Einmal beginnt es irgendwo / Und einmal wird es enden.“
1962 wohnte Fassbinder bei seinem Vater, einem Hausverwalter, in Köln. Er besuchte dort das Abendgymnasium und ging mehrmals täglich ins Kino. Außerdem verfasste er, wo er ging und stand, Gedichte: “Die Verse sagen alle nichts Neues. Noch nicht.“
Irgendwann hat er dann wohl herausgefunden, dass er kein Lyriker war.
Und dass er Neues anders sagen musste.
honigsaum - 14. Jun, 15:12
Vor der großen Scheune
steht eine Schaukel
Nacht
Nordseehimmel im Sommer
leises Gelächter und Musik von fern
deine langen Strähnen
fallen mir ins Gesicht
Geruch nach Haar dein Haar und
Meer
Weit offener Himmel mein Leben Sterne die
Schaukel deine bloßen
Arme
dein Ernst
honigsaum - 10. Mär, 15:09
Tränen des Herzens sind vielleicht hier eher zu finden als Herzensergießungen (für die es dann doch nicht reicht). Gefunden von
C. Araxe.
Fall ab, Herz, vom Baum der Zeit.
honigsaum - 10. Feb, 13:34
Als ich klein
war
fielen mir
für den Geburtstag
des alten Säufers
immer nur
zwei
mögliche Geschenke
ein
ein Flaschenöffner
oder
ein Aschenbecher
honigsaum - 2. Sep, 16:46