zeichen der zeit
Ich komme mir ein bisschen so vor wie jemand, der nachts in einen Friedhof einbricht. Es geht, man darf eigentlich nicht, aber es ist auch nicht wirklich schlimm.
Ich habe heute bei einigen Bloggern Teile der Antworten auf "1000 Fragen an mich selbst" gelesen. Vieles lässt mich völlig unberührt, manches finde ich läpsch. Bei einigen wundere ich mich sehr über ihre Prioritäten. Es ist wichtig, "regional" einzukaufen, aber klar geht man jeden zweiten Tag beim Metzger vorbei? Es ist wichtig, sich mal eine Auszeit zu nehmen in unserer hektischen Zeit, und die besteht aus einer Shisha, einem Cocktail oder einem Glas Wein? Denkt denn niemand mehr nach? Was passiert mit Deutschland, mit Europa? Will die gesamte westliche Welt Demokratie und Menschenrechte abschaffen? Sind alle verrückt geworden? Ich bin glücklich in meiner Familie, ich habe viel Freude mit Tieren und sogar oft in meinem Beruf, aber langsam fällt es mir immer schwerer, das, was um mich herum passiert zu ignorieren.
honigsaum - 4. Jul, 23:31
Das Karussell dreht sich.
Mein Job gefällt mir, mehr, als ich anfangs dachte, und ich bin auch erfolgreicher, als ich anfangs dachte. Da kommt aus heiterem Himmel ein Angebot, aus einer Ecke, die ich schon lange abgeschrieben hatte. Auf einmal dreht sich die Welt und mir wird ganz mulmig dabei. Ich hatte mir das mal gewünscht.
Inzwischen trau ich mich kaum noch, mir etwas zu wünschen, weil so viel sich erfüllt hat.
Jetzt spähe ich schon panisch um mich: wann und wo kommen die schlimmen Sachen?
honigsaum - 3. Jul, 16:26
honigsaum - 19. Dez, 15:16
honigsaum - 18. Jun, 16:58
honigsaum - 27. Mai, 10:19
Es ist irgendwie ermüdend, die Leute über Sachen streiten zu hören und zu sehen, die man vor zwanzig Jahren schon ausdiskutiert (analog zu: austherapiert) hat. Klima. Emanzipation. Frankfurter Schule (!). Die Achtziger.
Ist denn inzwischen nichts gewesen? Fängt die Welt immer wieder bei Null an?
Ich glaub, ich werd alt. Innerlich.
honigsaum - 8. Mär, 17:02
Kurz vor Weihnachten kommen einem schon mal alte bzw. ehemalige Freundinnen und Freunde in den Sinn. Einige musste ich ergoogeln, um ihre aktuellen Aufenthaltsorte zu erfahren: Zürich, Budapest (oder doch noch Beirut?), Barcelona, München, Worpswede, Essen, New York (jaja, gilt eigentlich nicht so richtig), Berlin (klar)... Ich komm mir vor wie Hausfrau mit Küchenschürze!
honigsaum - 20. Dez, 11:13
Wer sich mal so richtig gruseln möchte (oder eine wirklich gute Vorlage zur freudianischen Analyse braucht), sollte zum Märchenbuch greifen. Ein besonders krasses Beispiel ist das Märchen vom
Machandelboom (auf hochdeutsch: vom Wacholderbaum).
Ich begreife nicht, dass so etwas Kindern vorgelesen werden soll, alberne Ballerspiele aber angeblich postwendend zum jugendlichen
Amoklauf führen...
honigsaum - 11. Dez, 15:49
Früher haben bei uns in den Tagen vor dem ersten Advent alle bis Mitternacht gearbeitet: Adventskränze binden und schmücken, Kerzen andrahten, mit der Klebepistole Beeren und Nüsse und Figürchen auf Kränze kleben. Obwohl es anstrengend war, hab ich diese Abende gemocht, weil wir alle zusammen waren, Pommes geholt haben, Radio gehört, weil alles nach Blautanne und Wachs duftete, es draußen schon still und dunkel war und sich immer jemand - so sicher wie das Amen in der Kirche - in den Finger schnitt, einen heißen Draht in die Hand stach, sich an der Klebepistole oder der eigenen Zigarette verbrannte. Es kommt mir so vor, als seien das die einzigen Abende gewesen, die wir alle zusammen verbracht haben.
honigsaum - 6. Dez, 10:50
Seyran Ates setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte muslimischer Frauen ein. Ständige Drohungen und gewalttätige Angriffe haben sie schließlich dazu gebracht, aufzugeben und ihre Zulassung als Anwältin zurückzugeben (was sie selbst sagt:
hier).
Heute teilten der Berliner Anwaltsverein und der Deutsche Juristinnenbund nach einem Gespräch mit Ates mit, die Anwältin wolle nun doch weiterarbeiten. Die Juristenvereinigungen wollen ihr helfen, eine Anwaltskanzlei zu finden, in der sie ab dem kommenden Jahr tätig sein könnte. Bis dahin werde sie sich mit ärztlicher Hilfe von den Strapazen erholen. Der Verein will außerdem einen Unterstützerkreis gründen.
"Ich bin überwältigt von der Solidarität, die mir von so vielen Menschen und auf sehr vielen Ebenen entgegengebracht worden ist. Damit habe ich nicht gerechnet", ließ Ates über den Anwaltsverein mitteilen.
Und davor? Keiner hat ihr geholfen.
honigsaum - 11. Sep, 20:39