Herzensergießungen

Langsam komme ich mir vor, als ob ich in meinem eigenen Zuhause nur noch zeitweise einfliege. Dienstreisen können mir eigentlich grundsätzlich gestohlen bleiben. Ich bleib jetzt hier und heute Abend geh ich mit Freunden zum Gänseessen. So. Ist schließlich Sankt Martin.

Nach Kopfauslüften beim Spazierengehen im Mülleimer in der Küche Überbleibsel eines Wutanfalls gefunden:

- ein frischgebackener Apfelstrudel
- das Telefon
- ein originalverpackter Brownie
- die Teekanne
- eine Schürze.

Alles soweit unversehrt, nur der Strudel war nicht mehr zu retten...

und es ward Licht. (Ruinös.)

Anm.: Kleine Impression aus der Honigsaumschen Residenz.

Mein Leben ist langweilig und deshalb habe ich nichts zu bloggen.

Konditorkröt (allerberühmtester Hefepflaumenkuchen des Landes) hatte heute seine letzte Probe und zur Feier des Tages wird zum 109. Mal einer seiner Lieblingsqualitätsfilme geguckt, ein Oeuvre, das höchsten kulturellen Ansprüchen standhält und aufgrund seiner außergewöhnlichen Literarizität und Intertextualität in den Kanon ewiger Meisterwerke gehört. "Der Exorzist". Director's cut.

Die ganze Wohnung verströmt einen unerträglich aufdringlichen, blumig-verbrämten Geruch. Er stammt aus einer Sprühflasche, von der aus er auf verschwitzte T-Shirts aufgetragen wurde. Selbige wurden mehrfach (selbst nachts, wo ich dreimal vom Schleudern aus dem Schlaf schreckte) in der Maschine durchgespült, um den Sprühgestank wieder zu verlieren. Ergebnislos. Nach meiner gestrigen Ansage, bei eventuellem nochmaligen Gebrauch der Sprühflasche unmittelbar an Asthma zu erkranken, wurde diese (offenbar erstmals) einer genaueren Prüfung unterzogen.
Resultat: "Ach, ich hab gar nicht die Gebrauchsanweisung gelesen. Die eignet sich gar nicht für Textilien."

Holt mich hier raus.

Gestern wollte ich Essen gehen, war alles voll und warteten schon zehn Leute. Wollte ich woanders hin, war zu. Wollte ich Essen nach Hause bestellen, gab es den Laden nicht mehr. Hab ich letzte Brocken aus dem Kühlschrank aufgebraten. Heute hatte ich ein fettiges Pizzastück, will Essen gehen. Kühlschrank ist leer...

Morgens schlaftrunken in die Küche getaumelt. Auf dem Tisch klebt ein großer Zettel:
"SCHOCK!!!
Habe heute auf etwas Undefinierbares
auf dem Tisch gefunden. Sah aus wie
RATTENPUH (kannst es dir ja mal
ansehen, liegt obenauf im Mülleimer).
Schnuppert auch nach
TIER.
Hilfe!!!"

Augen gerieben, Mülleimerdeckel aufgeklappt. Obenauf, gut sichtbar auf einem weißen Küchentuch, prangt eine feuchte Rosine. Die muss mir wohl gestern beim Müslieinschütten daneben gefallen sein...

Auf dem Küchentisch liegen ein schmutziges Wattestäbchen und ein zerknülltes Küchentuch mit blauen Flüssigkeitsflecken. Auf vorsichtige Nachfrage, was es damit auf sich habe, kommt die Antwort: "Ich hab schon mal die eine Hälfte der Lampe gesäubert."
Betretenes Schweigen.
"Das ist auch eine schöne Aufgabe für dich. Beim Telefonieren."